Mittwoch, 27. Februar 2013

Der Amigo-Effekt - wie Top-Manager Aktiengesellschaften abziehen


Der Spinne auf der Spur – das korrupte Netz des Daniel Vasella

Obwohl gerade Ex-Novartis-CEO Daniel Vasella die Gemüter erhitzt, er ist nicht der Einzige. Die Riege des Top-Managements ist eine verschworene Gemeinschaft von Amigos. Keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus, alle ziehen am gleichen Strang und tragen zur kontinuierlichen Enteignung unserer Gesellschaften bei. Wie die Spinne im Netz saß auch Daniel Vasella 17 Jahre lang in der Unternehmensspitze des Schweizer Pharmariesen Novartis. Gemeinsam mit zwei deutschen ehemaligen Henkel-Managern hat Vasella ein korruptes Netz gesponnen, das nicht nur ihm fette Beute einbrachte.

Novartis Zentrale in der Schweiz - Copyright Novartis

In 17 Jahren hat Daniel Vasella seinen Arbeitgeber, den Schweizer Pharmakonzern Novartis, um 400 Millionen Franken erleichtert – ganz legal versteht sich. Gemeinsam mit zwei Amigos, ehemaligen Top-Managern des deutschen Konsumgüter-Riesen Henkel, baute sich der Novartis-CEO ein tragfähiges Netz in dessen Mitte er wie eine Spinne auf fette Beute lauerte. Illegal war ihr handeln nicht, eher schon von einer perfiden Cleverness, der manche sogar Respekt zollen. Bei der Berechnung ihrer Vergütung zogen Vasella, Sihler und Lehner die exorbitanten Gehälter US-amerikanische Manager als Benchmark heran und sicherten sich so unverhältnismäßig hohe Saläre, Antrittsprämien und Abfindungen. Von etwa zwei Millionen Jahresgehalt kletterte Vasellas Verdienst während seiner Amtszeit auf 20 Millionen Schweizer Franken. Den krönenden Abschluss seiner Tätigkeit wollte sich der Manager erst kürzlich mit weiteren 59 Millionen versüßen lassen, stieß dabei aber endlich auf massiven Widerstand aus der Bevölkerung.

Nicht die Presse sondern ein Finanzblog im Internet hatte Vasellas erneuten Griff ins Honigglas entdeckt und thematisiert. Ein weiterer Beweis für eine von der Macht bereits korrumpierten Presse, die ihrer Aufgabe, die Bevölkerung über unlautere Machenschaften aufzuklären, immer weniger nachkommt. Den Griff in ein so üppig gefülltes Honigglas konnte sich Vasella laut Aussage einer Quelle, die hier nicht genannt werden möchte, noch nie verkneifen. Doch Vasella ist nicht der Einzige in der Top-Riege der Manager der glaubt, sich alles leisten zu können ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Italien ist überall auf der Welt, ohne Korruption kommt die Wirtschaft zum Erliegen. Das ist bekannt, doch Niemanden kümmert es, Niemand schiebt dieser Sauerei eine Riegel vor.

Nicht einmal die in der Schweiz initiierte Abzocker-Initiative konnte Vasella von seinem geplanten Raubzug gegen die Novartis-Aktionäre abbringen, so sicher fühlte sich die Spinne in ihrem Netz. Doch Herr Vasella hatte die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht, der Shit-Storm im Internet brach über ihn herein und zwang ihn zu seiner Aussage, er werde die 59 Millionen der MS-Forschung spenden. Doch wer glaubt einem Fuchs der verspricht den Hühnerstall zu meiden – Niemand. Vasella blieb also nicht anderes übrig als auf das geforderte Abschiedsgeschenk zu verzichten. Seit der Schweizer Unternehmer Thomas Minder seine Abzocker-Initiative ins Leben gerufen hat geht die Angst unter Europas Top-Managern um. Jüngste Umfragen gehen am 3. März von einer 60-prozentigen Zustimmung für die Abschaffung von Abschiedszahlungen in Millionenhöhe aus. Wie groß die Angst ist zeigt eine kürzlich publizierte Studie eines Schweizer Professors, der beim positiven Ausgang der Volksbefragung einen Standortnachteil für die Schweiz befürchtet. Würden wir es nicht besser wissen, wir würden diesen Schwachsinn auch noch in die Sparte valide Studie einordnen. Nur zu dumm, dass der genannte Professor für seine Dienste ein Salär von 80.000 Franken erhielt und der Vorsitz seines Instituts von Daniel Vasella geführt wird.

Daniel Vasella - Meeting World Economic Forum 2010 - Copyright Novartis

Ist der Feldzug gegen Vasella und damit gegen die Riege der Top-Manager tatsächlich nur eine Neid-Debatte, der Hass der „Looser“ gegen die „Winner“? Wer an der Abzocker-Mentalität und der Selbstbedienung in Aktiengesellschaften, die von einer Gruppe Amigos geführt und gleichzeitig kontrolliert werden, noch immer Zweifel hat werfe einen Blick auf das perfide Netzwerk von Herrn Vasella. Eines zeigt die nachfolgende Ausführung ganz deutlich, eine zu große Nähe zwischen Managern und ihrem Aufsichtsrat führt zu Gehaltsexzessen wie wir sie aktuell beobachten können.

Für Vasellas Goldregen ist auch ein Deutscher verantwortlich, der ehemalige Henkel-Boss Ulrich Lehner, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Telekom ist. Wie so viele dieser alternden Alphatiere sitzt auch Lehner in vielen Aufsichtsräten gleichzeitig und verdient sich so ein ordentliches Auskommen. Während unten die Drecksarbeit von Arbeitskräften verrichtet wird, deren Gehalt, trotz 60 Stundenwoche, kaum zum Leben reicht, greifen die Oberen immer öfters mit vollen Händen in die prall gefüllten Kassen. Wer kann es ihnen verübeln, schließlich schieben ihnen die Hauptaktionäre – und das sind zu einem Großteil institutionelle Investoren, die sich selbst Bereicherung auf die Fahnen geschrieben haben – keinen Riegel vor.

Seit 2002 sitzt der heute 66-Jährige Lehner im Novartis-Verwaltungsrat und wird bis zum Antritt des neuen Novartis CEO Daniel Vasella als Interimspräsident vertreten. Ein weiterer deutscher Top-Manager, der sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, sitzt ebenfalls im Novartis-Aufsichtsgremium und auch er hatte seine Augen fest verschlossen. Die Rede ist von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Die beiden Top-Manager, die eigentlich eher die Bezeichnung moralische Versager tragen sollten, haben ohne jeden Skrupel der verrückten Forderung Vasellas nach 59 Millionen zugestimmt.

Die Luft scheint dünner zu sein da oben im Top-Management und diese dünne Luft vernebelt wohl so einigen den Verstand, was möglicherweise am Sauerstoffmangel in so schwindelnden Höhen liegen könnte. War es vielleicht nur der Sauerstoffmangel, der den Herren im Aufsichtsgremium das Gehirn vernebelte und sie die Forderung Vasellas durchwinken ließ. Viel wahrscheinlicher ist allerdings eine andere Kleinigkeit, ich nenne sie den Amigo-Effekt. Vasella freundete sich nämlich bereits zu Beginn seiner Amtszeit mit Lehners Vorgänger bei Henkel, den Österreicher Helmut Sihler, an. Sihler, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender beim Sportwagenhersteller Porsche war, überzeugte den passionierten Porschefahrer Vasella vom neuesten Modell aus der deutschen Edelschmiede. Bei Novartis war Sihler nicht nur Vorsitzender des Vergütungsausschusses, er hatte wohl auch einen ähnlich lockeren Umgang mit Geld wie sein Ziehsohn Vasella. Gemeinsam hievte das Amigo-Gespann seine Gehälter in allzu luftige Höhen und verlor dabei wohl ein klein wenig den Bezug zur Realität. Anders kann man sich ihre Saläre, die fast schon schmutzig anmuten, nicht erklären.

Vasellas Gehirn muss wohl bereits von einem dicken Tumor durchfressen sein, anders ist seine Äußerung „Ob der Novartis Chef nun 5 oder 50 Millionen verdiene sei angesichts eines Umsatzes von 7 Milliarden Franken völlig irrelevant“ nicht zu deuten. In den Folgejahren muss der Tumor rasch an Volumen zugenommen und Vasella völlig verwirrt haben, den er trieb sein Gehalt in mit Leistung nicht mehr zu erklärende zweistellige Millionenhöhe. Doch die Amigo-Story ist damit noch nicht zu Ende, 2002 holte Sihler auch Lehner in den Novartis-Aufsichtsrat und als er 2007 sein Amt bei Porsche aufgab, rückte ebenfalls Lehner auf sein Anraten in das Kontrollgremium des Familienunternehmens nach. Obwohl Lehner als Lead Director das Vergütungssystem bei Novartis ohne Zustimmung Vasellas reformieren hätte können, hat er nichts dergleichen unternommen.

Weshalb er Vasellas goldenen Handschlag einfach so abnickte konnten wir nicht eruieren, allerdings spricht Vieles für seine enge Beziehung zum Ziehvater Sihler und sein freundschaftliches Verhältnis zu Vasella selbst. Man könnte den Amigo-Effekt auch als Vetternwirtschaft bezeichnen, aber ganz egal wie sie es nennen, das Ziel derartiger Zirkel ist klar. Bereicherung in den oberen Etagen auf Kosten der hart arbeitenden Bevölkerung. Eine Verschiebung von Geld von unten nach oben. Der Amigo-Effekt und ein Fehlen einer wirklich effektiven Kontrolle der Amigos ist der Hauptgrund für die unmoralische Bereicherung im Top-Management fast aller Großunternehmen. Lächerlich und wie eine Farce wirkt in diesem Zusammenhang ein Satz aus dem aktuellen Geschäftsbericht von Novartis. Dort heißt es: „Novartis fördert eine Atmosphäre, die es den Verwaltungsratsmitgliedern erlaubt, heikle Fragen und abweichende Meinungen kund zu tun“.

Bilderberger - Copyright WeAreChange.dh


Sie meinen das sei Übertreibung, dann fragen sie sich doch einmal wie Herr Vasella überhaupt zu Novartis kam – durch herausragende Leistungen ganz bestimmt nicht. Fakt ist, Vasella hat die Tochter eines ehemaligen Sandoz-Präsidenten geheiratet (dafür sind Frauen also noch immer gut)? Sein Schwiegervater war es auch, der die Fusion Ciba-Sandoz durchgeboxt und den Kronprinzen anschließend auf den reich geschmückten Thron gesetzt hat. Und wenn sie jetzt noch glauben, unsere Politiker hätten damit ja wohl nichts zu tun, dann sind sie falsch gewickelt. Die enge Vernetzung Wirtschaft und Politik macht die Bereicherung in den oberen Etagen doch erst möglich. Dafür sorgen Geheimzirkel wie die Bilderberger, denen natürlich auch Vasella angehört. Vasella hat das Treffen 2011 in einem Luxushotel im Engadin initiiert und bezahlt. Beim jährlichen Meeting der Bilderberger trifft sich die Weltelite aus Politik und Wirtschaft und natürlich dürfen auch die manipulierten Publizistiker dabei keinesfalls fehlen. Im 30-köpfigen Steuerungskomitee saßen Daniel Vasella und sein Amigo Josef Ackermann. Unterkunft und Verpflegung der verschworenen Gemeinschaft ging natürlich auf den Gastgeber Vasella. Ob er das Finanzielle mit seiner eigenen Kreditkarte erledigt hat oder es auf die Preise der Novartis Medikamente aufgeschlagen hat bleibt leider im Dunkeln. Für Fragen zum Thema verwies der gute Mann auf das Sekretariat der Bilderberger, ein solches ist aber leider unauffindbar.


Montag, 25. Februar 2013

EMPÖRT EUCH ENDLICH!


Thomas Minder bringt es auf den Punkt, in einem Interview in der aktuellen Wirtschaftswoche fordert der Rebell aus der Schweiz: „Wir müssen der Abzockerei der Top-Manager endlich einen Riegel vorschieben!“ Doch  der Schweizer Unternehmer, der sein Geld mit Zahnpasta und Mundwasser verdient und sich bei den Grünen engagiert, schwingt nicht nur große Reden. Minder ist Initiator einer Volksabstimmung, die den so freiheitsliebenden Schweizern wie der Vorhof zur Sozialismus-Hölle vorkommen muss. Dass die Situation prekär ist und von Arbeitnehmern auf der ganzen Welt nicht mehr einfach so hingenommen wird, zeigt der Zuspruch der bevorstehenden Volksbefragung. Nach aktuellen Schätzungen sind 60% der Schweizer Bürger dafür, Managerabfindungen ab sofort gesetzlich zu verbieten. Sollte sich diese Schätzung am 3. März 2013 als korrekt erweisen könnte dies eine Weichenstellung für ganz Europa bedeuten und der geplanten EU-Regulierung sehr entgegenkommen. Im Rahmen der Bankenregulierung möchte die EU nämlich auch die Höhe der Bonuszahlungen an Manager begrenzen und ein positiver Ausgang der Schweizer Volksbefragung könnte diesem Vorhaben weiter Vorschub leisten.

Thomas Minder (rechts) propagiert seine Volksabstimmung
Aber Minder ist nicht der Einzige, der der Selbstbedienungsmentalität in den Chefetagen endlich Daumenschrauben anlegen will. Auch die Jungsozialisten in der sonst so konservativen Schweiz sehen ein Umdenken in der Gesellschaft längst als überfällig. Mit ihrer „1:12-Initiative“, über die die Schweizer Bevölkerung im Herbst dieses Jahres abstimmen wird, haben es die Jungsozialisten auf Lohnobergrenzen im Management abgesehen. Geht es nach den Initiatoren, sollen Manager demnächst maximal das Zwölffache des geringsten Lohns in einem Unternehmen verdienen. Ein Blick auf die aktuellen Gehälter der Bosse zeigt, es ist allerhöchste Eisenbahn der Selbstbedienung in den Chefetagen einen Riegel vorzuschieben. Denn es kann nicht angehen, dass einige Manager das Geld der Investoren schamlos vernichten und dafür noch mit einem goldenen Handschlag belohnt werden.


Firma
Chef
Jahregehalt in Euro (gerundet)
VW
Martin Winterkorn
16 Millionen
Daimler
Dieter Zetsche
8,5 Millionen
Siemens
Peter Löscher
8,5 Millionen
Linde
Wolfgang Reitzle
6,7 Millionen
RWE
Jürgen Großmann
6,4 Millionen
Deutsche Bank
Josef Ackermann
6,2 Millionen
BMW
Norbert Reithofer
6,1 Millionen
SAP
Bill McDermott
6,1 Millionen
Adidas
Herbert Hainer
5,9 Millionen

Der BMW-Chef zahlt sich ein grandioses Gehalt, BMW macht satte Umsätze auf der ganzen Welt und dennoch beschäftigen die Inhaber, die Familie Quandt, mehr als 15 Prozent Leiharbeiter. Aber was soll man von einer Familie erwarten, die während des 3. Reichs Zwangsarbeiter ausgebeutet und sterben hat lassen und sich noch immer weigert, diese Problematik öffentlich zu diskutieren. Der am besten bezahlte Manager, VW-Chef Martin Winterkorn, sollte für seine Dienste im Jahr 2012 mit einem stolzen Salär von 20 Millionen Euro belohnt werden. Ganz ehrlich, welche Arbeit und möge sie noch so komplex sein, ist solch' eine Entlohnung wert? Werfen wir doch einmal einen realistischen Blick auf diese immense Zahl, für die es keine wie auch immer geartete Rechtfertigung geben kann. 20.000.000 Euro pro Jahr, das sind gigantische 83 Tausend Euro pro Tag. Und wofür, für die Maximierung der eigenen Bezüge auf Kosten der unteren Einkommen. Dafür, dass Arbeitsplätze vernichtet, reguläre Arbeitsplätze durch minderwertige Leiharbeitsplätze ersetzt werden und all’ das nur um in einer globalen Welt voller "Niedriglöhner" konkurrenzfähig zu bleiben. Diese "Niedriglöhner" oder Leibeigenen sind der Grund dafür, dass Wohlstand in Ländern wie Deutschland nach und nach vernichtet wird, dass die Schere zwischen Arm und reich sich immer weiter spreizt und immer mehr Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Wir können nicht gegen China, Bangladesch und Taiwan konkurrieren, denn ein Leben im Hochpreisland Deutschland ist kostspielig. Alleine das Überleben erfordert eine Lohnstruktur die weit über dem liegt was Leiharbeiter heute verdienen. Schaffen wir es nicht, diesen Teufelskreis umzukehren ist unsere Demokratie in großer Gefahr.

Ein paar Fakten führen uns den Wahnsinn vor Augen und wenn das alles nicht so verdammt traurig wäre, dann könnte man fast darüber lachen. So schüttet die Deutsche Bank pro Jahr mehr Boni als Dividende aus. Und während die Löhne in Deutschland den letzten Jahren kontinuierlich gesunken sind, in den Chefetagen der internationalen Konzerne sind sie in gigantische Höhen geklettert. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Kienbaum bezahlten sich die Bosse im Jahr 2010 elf Prozent mehr an Gehalt und 2011 stiegen ihre Bezüge immer noch um 6,8 Prozent. Gewerkschaften müssen dagegen um jeden einzelnen Prozentpunkt feilschen und kämpfen – eine Farce! Während sich der ordinäre Leiharbeiter mit rund 12.000 Euro Netto im Jahr zufriedengeben muss, nehmen sich die Bosse durchschnittlich 1,4 Millionen Euro Fixgehalt. Dazu kommen Boni, Dienstwagen, Villa, Personal und Leibwächter. 

So erhält der ehemalige TUI-Chef, der als Wertevernichter par excellence galt, ein jährliches Ruhestandsgeld von satten 800.000 Euro. Die aktuellen Rückstellungen für Daimler-Chef Zetsche liegen bei rund 30 Millionen Euro – mit so einem Polster lässt sich der Ruhestand ohne Frage richtig geniessen! Auch die 20 Millionen von Winterkorn haben keine Berechtigung, denn der zugrunde liegende Unternehmensgewinn beruht zur Hälfte auf Einmaleinnahmen, sind also vielmehr Bilanzschönungen, die das Gehalt des Bosses in fast unerhörte Höhen getrieben haben. Die Zeche zahlen die einfachen Arbeiter, jeden Euro den man ihnen abringt schlägt man oben auf die Gehälter auf. 

Ein ganz besonders unverschämtes Beispiel einer solchen unverschämten Bereicherung ist der ehemalige Novartis-CEO Daniel Vasella, der ein Netzwerk von Korruption um sich aufgebaut hatte das jeglicher Beschreibung spottet. Lassen sie sich vom freundlichen Grinsen dieses Ausbeuters nichts in die Irre führen, während seiner „Regentschaft“ in den Jahre 1996 bis 2010 spülte ihm sein perfides Vergütungssystem rund 300 Millionen Euro in die Haushaltskasse. Der Aufsichtsrat wurde finanziell gefügig gemacht und Vasella selbst war dessen Vorsitzender, als Vergleichsgruppe seiner Gehaltsstruktur zog Vasella ausnahmslos hochdotierte US-Vorstände heran und katapultierte seine Bezüge so in unerreichbare Dimensionen. Natürlich läßt sich die ehemalige Nummer eins bei Novartis auch seinen Abgang vergolden. Für ein Arbeitsverbot von sechs Jahren forderte Vasella einen Betrag von 59 Millionen Euro. Gigantische 59 Millionen für das Nichtstun! Auch wenn er im Zuge der Aufregung um die Volksabstimmung in der Schweiz nun einen Rückzug gemacht hat, die Empörung blieb.

Daniel Vasella bei der Novartis-Hauptversammlung
Statt dieser Selbstbedienung endlich Einhalt zu gewähren und wieder für Löhne zu sorgen, die diesen Namen auch verdienen, setzen unsere Volksvertreter lieber auf Selbstverantwortung. Von einer durch Korruption verseuchten Industrie so etwas wie Selbstverantwortung zu erwarten ist ähnlich naiv, wie vom einem Süchtigen zu erwarten er möge das Kokain vor seiner Nase verschmähen. Wer glaubt, dass sich dekadente Firmenlenker zu Gunsten ihrer Mitarbeiter zügeln, der liegt nicht nur falsch sondern ist zudem ziemlich naiv. Wer sich einmal an einen luxuriösen Lebensstil gewöhnt hat, der kann nur schwer von diesem lassen. Korrupte Arbeitnehmervertreter, die sich an Nutten und Champagner gewöhnt haben, vertreten wohl eher die Interessen ihrer Geldgeber und weniger der bedürftigen Arbeitnehmer.

Wer also hier in Deutschland in Kürze eine Änderung der prekären Situation erwartet, der kann warten bis er schwarz wird. Leider sind auch Politiker und Gewerkschaftslenker korrumpiert und viele sind mit Geld gefügig gemacht. Die Politik ist europaweit mit Lobbyisten durchseucht und welche Lobby hat der Bürger - KEINE. Wir schaffen es nicht einmal uns zu organisieren, bei Demonstrationen sind gerade einmal ein paar Tausend auf den Straßen, so lassen sich verkrustete Strukturen nicht aufbrechen. Die Masse wird mit Brot und Spielen und mit der Angst vor Arbeitsplatzverlust ruhig gestellt und wirkt wie paralysiert. Unsere Jugend wird von Massenmedien gesteuert, die ungebremsten Konsum als ultimativen Lebenssinn propagieren. Warum leben gerade in unserem Lande so viele Ignoranten, Heuchler und Egoisten? Hat das etwas mit unserem Genpool zu tun oder warum sind Franzosen, Spanier und Griechen, ja sogar Ägypter, sehr viel kämpferischer und mutiger wenn es um ihre Rechte geht. Warum schafft es Deutschland nicht einmal, diese Probleme objektiv zu thematisieren und zu diskutieren. Warum nur ist die deutsche Presse so oft das manipulative Werkzeug der herrschenden Klasse, warum kommt sie ihrem Auftrag, Missstände öffentlich anzuprangern, immer weniger nach. Hier liegt auch der Schlüssel für den Niedergang der Presse, sie passt sich an das Niveau vieler Fernsehsender an und für Schrott wollen Menschen heute keinen Penny mehr bezahlen. Das wenige noch verfügbare Geld wird in die wirklich wichtigen Dinge investiert. Pressefreiheit ist in Deutschland eine Utopie, wenn wundert das, wenn auch bei uns und nicht nur in Italien die vermeintlich freie Pressen von der Politik gesteuert wird. So ist beispielsweise die SPD zu 50% an einem Verlag beteiligt. Kann ein Journalist provokant über eine Partei schreiben, wenn diese doch sein Brötchengeber ist? Sicher nicht!

Anstelle einer echten Initiative, die unsere Bevölkerung endlich wach rütteln und zum Handeln bringen würde, ziehen pseudo-politische Talkshows á la Maybritt Illner das Ganze auch noch ins Lächerliche. Politiker werden in diesen Talkshows mit Samthandschuhen angefasst, Probleme werden verharmlost oder, was noch fataler ist, einfach ins Lächerliche gezogen. Dass der Rest der Welt über uns Deutsche lacht und den Kopf schüttelt, interessiert die Masse der Ignoranten wenig. Anstatt die Arbeit niederzulegen, die Republik zu blockieren und auf diese Weise die so dringenden Veränderungen in der Arbeits- und Lohnstruktur herbeizuführen, ziehen wir es vor froh zu sein – über diese tolle Leiharbeit, diesen Minijob oder das geliebte, wenn auch unbezahlte, Praktikum. Schließlich haben wir dazu 10 andere Bewerbern ausgebootet, ein echtes Erfolgserlebnis.

Wenn wir nicht endlich aufwachen und uns einmischen, uns empören, dann werden wir enden wie Spanien und Griechenland. Nivellierung heißt das Schlüsselwort, ganz Europa soll nivelliert werden auf ein Niveau, das global konkurrenzfähig ist. Werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte, lernen wir aus diesen Fehlern und vermeiden wir dadurch, was frühere Menschen nicht vermeiden konnten – einen Krieg. Es ist ganz einfach, wie schon Stéphane Hessel in seiner Abhandlung „Empört Euch“ vorschlägt, wir müssen uns nur auf Artikel 22 der Menschenrechte berufen, dort findet sich das Wichtigste „Schwarz-auf-Weiß“. Wir haben ein Anrecht darauf, fordern wir es also endlich ein.

Freitag, 15. Februar 2013

Amazon und Hitlers Gehilfen


Die halbe Welt kennt und liebt Amazon. Ein Großteil der Bücher, die in unserem Lande gelesen werden, kommen aus den Lagern des U.S. Unternehmens. Gegründet während der Internet-Hype, ist Amazon eines der wenigen Unternehmen, die das Platzen der dot.com Blase nicht nur überlebt sondern auch von ihr profitiert haben. Wie ein Krake hat sich der ehemalige Online-Buchhändler mittlerweile ausgebreitet, kein Produkt das sich nicht auch bei Amazon erwerben ließe. Dass dabei immer mehr Existenzen kaputt gehen sehen wir in unserem Wahn nach immer billigeren Produkten und schnelleren Lieferungen nicht. Mit Scheuklappen laufen wir einer von Brot und Spielen dominierten Gesellschaft hinterher.
Mit einem Saubermann-Image in der Werbung, in das Amazon Millionen Dollar investiert, hat uns das Unternehme lange glauben lassen, es gäbe in seinen gigantischen Fabriken so etwas wie eine Unternehmens-Philosophie. Eine Art soziale Verantwortung also – auch und vor allem gegenüber seinen Mitarbeitern. Denn ohne die vielen fleißigen Hände, die tagaus tagein in den Fabriken schuften, für einen Hungerlohn und Verträgen die vor Ungerechtigkeit zum Himmel schreien, wäre Amazon nichts. Wenn seine Mitarbeiter heute alle die Arbeit verweigern kann Amazon morgen dicht machen!
Wäre es nicht an der Zeit, die vielen Werbemillionen in die Menschen zu investieren, die den Erfolg Amazons ausmachen – die Mitarbeiter. Doch weit gefehlt, was Amazon am Standort Deutschland abzieht spottet jeder Beschreibung und unsere Politik schaut nicht nur zu sondern verschließt auch noch die Augen. Wen interessiert, dass Millionen Menschen zu Gunsten des Wachstums der Krake Amazon bei unwürdigen Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen ihr Dasein fristen müssen. Niemanden, solange der Preis stimmt. Aber klar, sozial ist schließlich was Arbeit schafft, ganz egal unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Lächerlich, die Aussagen von Frau von der Leyen zu dramatisch sinkenden Löhnen und Renten. Deutschland ist ein Hochpreisland, doch eine Vielzahl von Bürgern soll für immer weniger Geld rackern. Aber weshalb beschweren, schließlich sorgen wir doch dafür dass ihr ausreichend billige Nahrungsmittel bekommt. Gestern war es Gammelfleisch, heute ist es vergiftetes Pferdefleisch und – wer weiß – vielleicht verkauft uns die Lebensmittelmafia schon morgen Leichen aus den Krisengebieten als Schweinefleisch. Wenn interessiert es – Hauptsache billig, denn auf unser täglich Fleisch wollen wir nicht verzichten.
Hauptsache die dicken Bankkonten der oberen Zehntausend wachsen kontinuierlich weiter und versorgen mit regelmäßigen Zuflüssen auch unsere „Volksvertreter“.  Es ist an der Zeit sich gegen diese „Subjekte“, die sich Volksvertreter nennen und nur dazu da sind, die Pfründe der Superreichen zu verteidigen, zu wehren. Die Historie zeigt eines ganz deutlich, ohne Revolution ändern sich die herrschenden Bedingungen in einer Gesellschaft nicht oder nur sehr langsam. Wer gibt schon freiwillig Gut, Geld und Privilegien auf – ich kenne Niemanden. Doch auch wenn es viele von uns heute noch nicht betrifft, jeder wird einmal älter, die Technik schreitet weiter fort und die Automatisierung macht vor keiner Branche halt. Wer heute noch nicht betroffen ist, könnte schon morgen zu den Verlierern gehören. Die „Spiele Theorie“ des Nobelpreisträgers Nash hat unsere Welt verändert und uns gleichzeitig quasi berechenbar gemacht. Alles ist mit den Gesetzen der Mathematik erklärbar – auch der Mensch uns sein Verhalten, das gemäß dieser Theorie ein Kampf Mensch gegen Mensch ist. Wie toll diese Theorie tatsächlich funktioniert zeigt uns der Wahnsinn an den Finanzmärkten in denen Computer gegeneinander antreten und der Mensch nur verlieren kann. Wir haben uns in diese EGO-Welt pressen lassen und werden daran zu Grunde gehen, wenn wir nicht endlich aufwachen.
Dass sich die Geknechteten bei Amazon nicht wehren, liegt an einem perfiden System von Einschüchterung, Bespitzelung und Mobbing. Ungelernte Arbeitskräfte mit einem Hang zum Sadismus macht Amazon zu Teamleitern und sorgt so für ein Klima der Angst unter den vielen Mitarbeitern - von denen viele aus Leiharbeitsfirmen und dem EU-Ausland kommen und auf den Hungerlohn angewiesen sind wie auf die Luft zum Atmen. Wer – wie viele dieser Teamleiter – nichts wirklich kann und sein Ego durch die dauernde Erniedrigung vermeintlich tiefer stehender Arbeitssklaven aufpolieren muss, ist zu Vielem fähig.
Da lässt sich ein Rückblick auf das dritte Reich nicht umgehen. Auch damals waren es die sadistischen Dilettanten die zu Hitlers teuflischen Handlangern wurden. Und wie heute schauten die nicht betroffenen Ignoranten tatenlos zu. Die vor Geld stinkenden Opportunisten wie Quandt, der sein Imperium BMW auf Schweiß und Blut osteuropäischer Zwangsarbeiter aufbaute, sind noch heute unter uns und zählen zu den herausragenden Persönlichkeiten unserer Gesellschaft. Durch ein perfides Spiel und die Unterstützung mächtiger Besatzer konnte sich Quandt seiner Strafe bei den Nürnberger Prozessen entziehen. Die vielen „Morde“ an Zwangsarbeitern blieben ungesühnt, die Familie Quandt hat sich weder bei den Opfern entschuldigt noch sie für chronische Krankheiten entschädigt. Eins drauf packt noch Quandt Junior, der regelmäßig an Autorennen in der Wüste teilnimmt und im Interview kein noch so kleines Zeichen der Reue zeigt. Ganz klar, er hat damit nicht das Geringste zu tun – außer seinem Namen.
Sind die Verhältnisse bei Amazon der Beginn einer neuen Versklavung und Radikalisierung in unserem Lande. Erheben wir uns schon wieder über andere Menschen von denen wir glauben sie seien „Untermenschen“. Haben wir denn keine Lehre aus dem dritten Reich gezogen. Warum verhalten wir – denen es NOCH gut geht – uns wieder so als würden uns die Vorgänge da draußen nichts angehen. Was bisher bei Amazon noch überwiegend Ausländer aus ganz Europa betrifft, die mit Bussen in die Fabriken von Amazon gekarrt werden, zu fünft in Appartements hausen müssen und von Leiharbeitsfirmen wie Sklaven behandelt werden, betrifft bald auch immer mehr arbeitslose Deutsche. Überwacht werden die Arbeitssklaven – die in Schichten und am Wochenende im Akkord und unter Videoüberwachung ackern müssen – von rechtsradikalen Schlägern die sich Security nennen. Wie diese so genannte Security mit Menschen umgeht, zeigen die ARD-Interviews mit betroffenen Amazon-Mitarbeitern. Von Durchsuchung der Wohnung bis zu Bedrohung und fristloser Entlassung ist alles im Paket. Selbst das ARD-Fernsehteam wurde von den Amazon-Schlägern bedroht. Habe ich etwas verpasst, leben wir in einer Diktatur oder warum sind solche Dinge ohne Konsequenzen, in einem Land das sich demokratisch nennt, möglich.
Das Schlimmste, Amazon ist nicht der einzige Übeltäter, der seine Mitarbeiter regelrecht versklavt. Ähnlich geht es auch bei Zalando und vielen anderen global agierenden Großunternehmen zu. Die internationale Ausrichtung und die Größe der Unternehmen lässt die Verantwortung für Mitarbeiter gegen Null gehen. Menschen sind keine Menschen mehr sondern Nummern, die an Effizienz und Wirkungsgrad gemessen werden. Wenn wir jetzt nicht einschreiten, können wir nur noch verlieren. Wenn wir abwarten werden wir schon bald gegen Maschinen und Cyborgs antreten müssen – und hier können wir nur verlieren. Lernen wir aus der Geschichte, rufen wir uns die Vorgänge des dritten Reichs ins Gedächtnis und fangen wir an uns zu besinnen was wir sind – Menschen. Arbeiten wir nicht gegeneinander sondern miteinander, nur so werden wir die Richtung ändern können in die sich unsere Gesellschaft aktuell bewegt – nämlich Unfreiheit und Versklavung der Mehrheit zu Gunsten einer privilegierten Minderheit.